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Puppentheater Ulbrich in der Presse
Herumkaspern - Wie ein Vater Berlin erleben kann

Tagesspiegel vom 27.11.2004
Wir haben einen neuen Mitbewohner. Er trägt eine Zipfelmütze, hat einen Riesenzinken im Gesicht und ein unverwüstliches Grinsen von Ohr zu Ohr. Es hat den Anschein, als habe er sich fest bei uns einquartiert, denn unserer Tochter geht er einfach nicht mehr aus dem Kopf: Seit sie vor ein paar Wochen das erste Mal mit Mama im Puppentheater war, dreht es sich bei uns nur noch ums Kasperle. Und Emma entdeckt die Lust am Widerspruch.

Die allmorgendlich rein rhetorisch gestellte Frage: „Emma, willst du heute in die Kita gehen?“, wird neuerdings abschlägig beantwortet: „Nein, Kafterle!“ Und so geht es den lieben langen Tag. Kein Lebensbereich, der nicht mit dem Kasperle in irgendeine vage Verbindung zu bringen wäre, und wenn das Sprachvermögen auch zuweilen noch nicht ausreicht, einen konkreten Bezug herzustellen, dann wird sein Name eben sinnlos im Munde geführt, eingekleidet in unverständliches Gebrabbel: Hauptsache, es ist die Rede von ihm. Ja, man kann wohl sagen, auf Emmas Beliebtheitsskala hat der Kasperle inzwischen Platz eins erobert und Papa, den monatelangen Spitzenreiter, verdrängt.

Diese Type muss ich kennen lernen. Also fahren wir alle zusammen ins Kasperletheater. Nicht in irgendeins, sondern zum Prenzlkasper. Eine halbe Stunde vor der Vorstellung füllen sich die Bänke in dem kleinen Ladentheater in der Dunckerstraße, schon vor dem geschlossenen Vorhang kocht die Stimmung hoch, der Hauptdarsteller wird regelrecht herbeigeschrien.

Zum Glück hat auch Puppenspieler Andreas Ulbrich ein kräftiges Organ. Den Prenzlkasper gibt er als Berliner Orijinal. Die junge Fangemeinde tobt, als Kasper gegen den widerspenstigen Vorhang kämpft, der sich immer wieder zuzieht: „Ick nehm’ jetz ma’ Anlauf janz weit bis von Pankow.“ Und auch die Erwachsenen kommen auf ihre Kosten, wenn Kasper sich als „Frauenversteher“ ausgibt, der seiner Gretel einen Zauberkochtopf schenkt und damit wider Erwarten nur Enttäuschung erntet. Wir sind bald alle wieder da.

Vorhang auf im Prenzlkasper
Andreas Ulbrich plant zwei neue Stücke für Groß und Klein

Mit "Kasper, Räuber Rumpelhexe" startet Andreas Ulbrich im "Prenzlkasper" am 17. Januar um 17.00 Uhr ins neue Jahr.

Für den 43jährigen ist es das 15. Berufsjahr als Puppenspieler und er beginnt sein drittes Jahr im eigenen Theater an der Dunkerstrasse 90. Seit 1999 tourte er als freiberuflicher Puppenspieler durch die Lande. Im Prenzlauer Berg wurde er seßhaft und fand in der Dunkerstrasse 90 geeignete Räume. Der Puppentheatersaal hat den Charme eines Wohnzimmers: an der Decke hängt eine verschnörkelte Wohnzimmerlampe, Kinostuhlreihen bieten 60 Zuschauern Platz. Der "Prenzlkasper" hat sich im Kiez am Helmholzplatz etabliert. Zwölf Stücke für Kinder und eines für Erwachsene hat Ulbrich im Repertoire. Außerdem holt er sich immer wieder Gastspiele ins Theater. Renner ist Ulbrichs Inszenierung "Kasper und die Feuerwehr". Das Stück ist fast immer ausverkauft und kommt bei den Kindern ungeheuer gut an. Aber auch "Kasper fährt zur See", "Kasper und das Krokodil" sowie die Märchen "Aladin und die Wunderlampe" oder "Der Wolf und die sieben Geisslein" begeistern die Kinder.

Für die Erwachsenen hat Ulbrich den "Faust" im Repertoire. An einer neuen Inszenierung zum Thema Berlin arbeitet er gerade. Und für Kinder studiert er für dieses Jahr den Klassiker "Kasper baut ein Haus" ein. Dass er sein Theater "Prenzlkasper" im Kiez am Helmholzplatz eröffnete, hat Andreas Ulbrich bis heute nicht bereut: "Hier leben begeisterungsfähige Menschen. Für mich ist ja wichtig, dass nicht nur die Kinder begeistert sind, sondern dass auch die Eltern mit ihren Kindern ins Theater gehen wollen. Beides ist hier der Fall."

BW, Berliner Wochenblatt 15.01.2003

"Vom Teufel, der am Wecker dreht ... und dem Weihnachtsmann, der prompt verschläft"

Neues Puppentheater geht an den Start

Das Motte "Träume nicht das Leben, sondern lebe Deinen Traum" könnte Andreas Ulbrich auf den Leib geschrieben sein. Der 41-Jährige eröffnet morgen ein Puppentheater an der Dunckerstrasse 90 und verwirklicht damit seinen Traum. "Ich möchte in diesem Bezirk ein richtiges Kaspertheater etablieren" sagt der begeisterte Puppenspieler. Das finanzielle Risiko, nimmt der ehemalige Lehrer für Deutsch und Geschichte gern in Kauf. Von erspartem Geld richtet er das Theater ein, denn Kredit erhielt Andreas Ulbrich von keiner Bank. Viel wichtiger als finanzielle Sicherheit ist ihm die Unabhängigkeit vom offiziellen Kulturbetrieb. "Ich möchte niemanden fragen dürfen, ob ich dieses oder jenes Stück spielen darf", erläutert er seine Bereitschaft, auch eine finanzielle Durststrecke durchzustehen. In dem 75 m² großen Ladengeschäft, in dem am Anfang der Woche noch der Fußboden und jegliches Mobilar fehlte, wird einen Tag vor Heiligabend das Stück "Kasper sucht den Weihnachtsmann" zu sehen sein. Die Geschichten denkt sich Andreas Ulbrich selbst aus, Texte werden nicht aufgeschrieben.

"Ich möchte die alte Tradition wieder aufnehmen, dass der Text nur im Kopf existiert" erläutert er. Nur die Grundhandlung wird aufgeschrieben und der Schluss. Die eigentliche Geschichte wird improvisiert und sich im Laufe der Zeit verändern.In dem Stück, mit dem Anderas Ulbrich morgen sein Puppentheater startet, werden die vier Puppen, die in dieser Geschichte spielen, nämlich Gretel, Weihnachtsmann, Teufel und selbstverständlich Kaspar, alle von dem Vater zweier Kinder gespielt. Und natürlich hat es auch ein Happy End. "Die Stücke sind grundsätzlich nicht gruselig und haben immer ein gutes Ende, sagt Ulbrich mit Blick auf sein junges Publikum."Für viele Kinder bin ich sozusagen das erste Theatererlebnis, und das soll doch schön sein." Die kleinen Zuschauer im Alter zwischen drei und zehn Jahren können sich morgen davon überzeugen, wie schön Theater sein kann. Um 16.00 Uhr können sie erleben, wie der Teufel den Wecker des Weihnachtsmanns vorstellt, der denn auch prompt verschläft...

Christine Büttner

Berliner Morgenpost, 22. 12. 2000

Kasper und die Welt der Kinder

Er spielt hauptsächlich traditionelles Kasperle-Theater, ist mit seinen Stücken dennoch immer auf der Höhe der Zeit: der Puppenspieler Andreas Ulbrich. Seine Sichtweise ist seh ausgefeilt und bietet nicht nur Lehrreiches, Spaß und Unterhaltung für Kinder, sondern für die ganze Familie. Die Kinder werden unruhig: "Es ist schon fünf", ruft ein Mädchen aus dem Publikum. Diesmal steht "Kasper und die Zauberflasche" auf dem Programm - ein Stück, bei dem es ums Geld geht. "Und davon haben wir ja alle immer zu wenig, nicht wahr, Kinder ...?" sagt Andreas Ulbrich zu seinen kleinen Zuschauern, bevor er hinter der Bühne verschwindet und die Handpuppen sprechen lässt. Auch wenn das Thema schwierig ist, die Kinder sind voll dabei. Für Jung und Alt gibt es viel zu lachen. Kasper sitzt in der Schuldenfalle. Er bestellt aus dem Katalog Sachen, die er eigentlich nicht braucht. Bezahlen kann er sie jedenfalls nicht mehr. Da hilft ihm eine Zauberflasche weiter. In der wohnt allerdings der Teufel. Am Schluss geht alles gut aus, und der Teufel holt ausnahmsweise mal den Richtigen. "Ich habe nach vielen Jahren meinen persönlichen Stil gefunden" sagt Ulbrich von sich. Vor 15 Jahren hat er als Autodidakt angefangen und noch heute lernt er von seinem Partner und Regisseur Wladimir Beljajew sowie von den Kindern selbst. Ulbrichs Erfolgsrezept liegt vielleicht darin, dass alle Stücke in der heutigen Erfahrungswelt der Kinder spielen.

Er scheut aufwendige Stücke mit zu vielen Reizen, die die Kinder gar nicht alle verarbeiten können. "Für Kinder im Vorschulalter vereinfache ich komplizierte Sachverhalte, bis sie verständlich sind. Ist das unmöglich, lasse ich den Einfall weg" sagt Ulbrich, der früher Lehrer war. Immer wieder bezieht er sein Publikum in das Spiel ein. Kasper und Gretel fragen, was gerade passiert ist. So stellt Ulbrich im Spiel fest, ob die Kinder noch bei der Sache sind.

"Wenn nicht, muss ich sie ins Stück zurückholen." Spontane Witze, die aus der Kommunikation mit dem Publikum entstehen, sind ein Markenzeichen von Ulbrich. Davon profitieren auch Eltern und Grosseltern, die bei Ulbrich ebenfalls ihren Spass haben sollen. Ohnehin will der 44jährige Unterhaltungstheater bieten. "Darauf kam es auch den Puppenspielern an, die einst auf den Jahrmärkten auftraten." Doch das sinnlose Geprügel des traditionellen Kaspertheaters hat er nie gepflegt. Bei Ulbrich, selbst Vater von 3 Kindern - spielt der Kampf zwischen Gut und Böse eine grosse Rolle. Am Ende siegt mit Kasper und Gretel das Gute. Und die kleinen Gäste nehmen eine nützliche Moral mit nach Hause: etwa, dass man nicht Geld ausgibt, das man nicht hat. Wer seinen Kindern in der dunklen Jahreszeit Abwechslung bieten will, kann entweder in den Prenzelkasper in die Dunkerstrasse 90 gehen, oder in das eher künstlerisch ausgerichtete Puppentheater am Ostkreuz in der Lenbachstrasse 7a. Das Schöne bei den Kasper-Aufführungen ist, dass die Kleinen die Figuren schnell in ihr Herz schliessen werden ...

dvs

Berliner Abendblatt, 2004

Schwarze Pfote: olle Schote
Sechzig Puppen spielen in dem kleinen Theater. Niemals treten sie gemeinsam auf. Charakter und Bewegung geben ihnen drei Spieler. Sechzig Menschen können zuhören und zuschauen.

Beleuchtet wird alles mit zwei 500W Scheinwerfern, einer Wohnzimmerlampe und zwei kleinen Leuchten an der Bühne.Eine Zimmerorchesteranlage sorgt für Beschallung im Prenzlkasper in Prenzlauer Berg. Das Theater entstand Weihnachten 2000. Es zeigt manchmal drei Stücke am Tag, 400 Vorstellungen im Jahr. Alles ohne Subventionen, selten mal einer aufs Stück bezogenen Förderung. "Das ist Selbstausbeutung, aber das Spielen macht sehr viel Spass" sagt Anderas Ulbrich vom Prenzlkasper. Er beschreibt die Spielästhetik als geradlinig und traditionell, eng am Märchen. Auf dem Spielplan im April steht unter anderem das Märchen "Die sieben Geisslein" mit zehn Puppen. Acht von ihnen sind Ziegenhandpuppen. Sie bestehen größtenteils aus Mullbinde, Schaumstoff und Filz, sind niedlich, ohne kitschig zu sein. Inhaltlich lässt Ulbrich doch kleine Abweichungen vom Märchen zu. Er startet die erste Szene mit dem Wolf und seinem Freund Fuchs. Der Fuchs existiert im Märchen nicht.

Er ist gierig, mürrisch und spricht eine derbe Sprache mit dem Wolf. Ulbrich wollte damit die Dummheit und Grobheit der "Bösen" klarer darstellen. Dann Szenenwechsel in die gute Stube der alleinerziehenden Mutter Geiß mit sieben Kindern. Mutter Geiß stöhnt. Durch die Bezierksreform schlossen sieben Kindergärten im Kietz. In der Konsequenz sitzen die Geisslein allein da, während Mutter "auf Arbeit" geht. Sie ermahnt ihre Kinder: "Rauhe Stimme, schwarze Pfote, das ist der Wolf, die olle Schote". Ulbrich packt bewusst Szenen aus dem Alltag und ein bischen Sozialkritik in die Stücke. Das Ergebnis ist nicht peinlich. Kinder kichern, Erwachsene schmunzeln. Es wird nach allen Szenen geklascht. Die Zuschauer scheinen sich ein bischen zu kennen. " 60 Prozent der Zuschauer kommen aus dem Kiez; viele kommen immer wieder ", sagt Ulbrich.

Susanne Lenze Neues Deutschland 30.03.2003

Gelacht, gestaunt und viel gelernt

"Kasper und die Feuerwehr" sind seit fünf Jahren in Deutschland unterwegs

Ganz ohne Zweifel: Der Feuerwehrmann ist der Held des Stücks. Da kann sich der Kasper mühen, wie er will. Wenn es im Finale lichterloh brennt (Bühnennebel und rotes Licht erzielen eine erstaunliche Wirkung), hat Feuerwehrmann Rudi Hurtig seinen großen Auftritt. Professionell, mit Tempo aber ohne Panik wird der Brandherd ermittelt und das Feuer gelöscht. Personen kommen nicht zu schaden, denn der Feuerwehrmann rettet natürlich auch den Brandverursacher Seppel mit Herzmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung und erteilt ihm gratis eine ordentliche Belehrung. Denn der Seppel ließ doch in all seiner Seppelhaftigkeit die Zeitung auf der Nachttischlampe liegen und schlief ein. Die Feuerwehr wird spannenderweise von Kaspers Hund Harry alarmiert, was in der Einsatzzentrale zuerst zu Kopfschütteln führt, denn ein Hund kann ja bekanntlich nicht telefonieren und mit den Spaßanrufen bei der Feuerwehr ist das so eine Sache. Aber die Kinder und natürlich auch die anwesenden Erwachsenen bestätigen den Ernst der Lage, und da ist die Feuerwehr auch schon unterwegs. Die Belohnung für Harry ist die Erfüllung unzähliger Kinderträume: Er darf einmal mit der Feuerwehr zum Einsatz fahren, nachdem Rudi Hurtig dafür auf dem kurzen Dienstweg die Sondererlaubnis eingeholt hat. Der Anlaß bietet sich umgehend, denn zwei Straßen weiter haben zwei Kinder mit Streichhölzern gespielt... Der Berliner Puppenspieler Andreas Ulbrich ist ständig auf der Suche nach spannenden Themen für seinen Kasperstücke.

"Die Feuerwehr mit allem, was dazugehört, ist etwas ganz wichtiges in der kindlichen Erlebniswelt. Deshalb hat mich das Thema ungeheuer gereizt. Natürlich wollte ich es, wenn, dann auch richtig machen." Sagt er und fragte 1998, als er das Projekt begann, bei der Berliner Feuerwehr nach, ob sie Interesse hätte, ihn dabei zu unterstützen, aber Fehlanzeige. Immerhin fand sich jemand von der Feuerwache Prenzlauer Berg, der ihm bereitwillig und umfassend fachliche Beratung gab. "Mir wurde klar, daß die wichtigsten Brandursachen heute andere sind, als in meiner Kindheit, da Ofenheizung und offenes Licht die größten Gefahrenherde waren. Ich wußte nicht, daß man brennendes Fett nicht mit Wasserlöschen darf, oder daß Hitzestaus an Lampen heute häufiger zu Bränden führen, aber aus Gesprächen, die ich auch mit Erwachsenen nach meinen Aufführungen habe, weiß ich, daß ich dieses Unwissen mit vielen anderen teilte." In den Brandschutzaktionen der Berliner Kindergärten ist Ulbrichs "Kasper und die Feuerwehr" heute ein wichtiger Bestandteil. Weil die Stadt bekanntermaßen pleite ist, werden die Aufführungen durch Eintrittsgelder finanziert. Die Berliner und auch die Brandenburger Feuerwehr wissen inzwischen von dem Stück und stehen ihm offen gegenüber. In Ulbrichs eigener Spielstätte, dem "Prenzlkasper" im Berliner Szenebezirk Prenzlauer Berg schlägt das Stück nach wie vor alle Besucherrekorde und nicht wenige Kinder und Eltern haben es dort schon sechs oder sieben mal gesehen. Aber Andreas Ulbrich ist mit seinem Theater vor allem in der wärmeren Jahreszeit auch viel unterwegs. Ob Feuerwehrfeste in Mecklenburg, Leipziger Theater oder Kindergärten in Baden-Württemberg, die Nachfrage ist groß.1999 war das Stück auch schon in hessischen Kindergärten zu sehen, und eine neue Tournee durch Hessen ist in Vorbereitung. Für Frühjahr, Sommer und Herbst 2003 wird es auch hier wieder angeboten. Die Kinder von damals sind ja fast schon groß.

Frank Roderich, BR 2003